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Fynn berichtet: Besuch der MGP Microgrid-Projekte

Fynn arbeitet derzeit für bettervest beim Indo-German Energy-Program – Access to Energy in Rural Areas (IGEN-ACCESS) in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Mit Unterstützung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet er zum Thema Crowdfunding für erneuerbare Energien in Indien und berichtet hier von seinen Erlebnissen. Diesmal berichter er vom Besuch des Mera Gao Power Microgrid-Projekts. HIER findet ihr außerdem seine vorherigen Blogbeiträge in denen er aus Indien berichtet. 

 

Rural Electrification und Microgrids in Indien

 

Stellt euch vor, was es für Anstrengungen bedarf, um 300 Millionen Menschen – Die gesamte Bevölkerung von Deutschland, Frankreich, Spanien, England und Italien zusammen – den Zugang zu Elektrizität zu ermöglichen. Mit dieser Herausforderung sieht sich Indien derzeit konfrontiert. Und als wäre das alleine nicht schon genug, hat sich die indische Regierung dieses Ziel bis zum März 2019 gesetzt. Zumindest der grundlegende Anschluss soll bis dahin vorhanden sein. Für eine 24/7 Versorgung hat man sich noch bis 2022 Zeit gelassen, dem 75 Jubiläum der der indischen Unabhängigkeit. Trotzdem ein überaus ambitioniertes Ziel. Schaut man jedoch in die Vergangenheit, erscheint es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Indien diese Herausforderung meistert. Denn zwischen 2000 und 2015 haben nach Angaben der Regierung 500 Millionen Menschen Zugang zu Elektrizität bekommen. Eine große Errungenschaft, auch wenn da sicherlich mit den Zahlen gespielt wurde, wie Nikhil, Co-Gründer von Mera Gao Power (MGP), in einem Artikel auf Sun-Connect erläutert.

 

Dezentrale Energieversorgung durch erneuerbare Energien: Indien ist weltweit führend in der Elektrifizierung ländlicher Gebiete mittels Mini- und Microgrid
Dezentrale Energieversorgung durch erneuerbare Energien: Indien ist weltweit führend!

Im Zuge dieses großen Vorhabens stellen neben dem Anschluss ans öffentliche Netzt, dezentrale Lösungen eine bedeutende Rolle. Besonders für die Gegenden, die fern abseits des öffentlichen Netzes liegen aber auch an den Stellen, wo das öffentliche Netz derzeit noch sehr unzuverlässig ist. Unsere Projektinhaber Mera Gao Power und Boond Engineering bieten eine solche dezentrale Lösung in Form von Microgrids. Übrigens: In Indien gibt es eine im Gesetz festgeschriebene Unterscheidung zwischen „Microgrid“ und „Minigrid“. Um nach indischen Recht als Microgrid zu gelten, darf das System eine maximale Kapazität von 10 kW haben. Minigrids müssen hingegen eine Kapazität von größer als 10 kW vorweisen. Unsere Projekte fallen mit 240 Wp (MGP) und 1 kWp (Boond) also klar in die Kategorie Microgrid, wohingegen unsere Projekte Gbamu Gbamu und Tunga Jika in Nigeria mit 85 kWp bzw. 100 kWp klar in die Kategorie „Minigrid“ fallen.

 

Man kommt aber nicht darum zu sagen, dass der Indische Staat bis vor Kurzem die Elektrifizierung ländlicher Gebiete mittels der Erweiterung des öffentlichen Netzes bevorzugt hat. Erst kürzlich hat die Regierung eingesehen, dass 1) ohne dezentrale Ansätze der Traum vom „Universal Access to Energy“ in die weite Zukunft rücken wird und 2) dass das Vorhaben ohne die Integration dezentraler Systeme den wirtschaftlichen Rahmen sprengen wird. Letzteres ist der Fall, da besonders der Anschluss und die Wartung entlegener Gebiete an das öffentliche Netz mit hohen Kosten verbunden ist. Gleichzeitig stehen den hohen Aufwendungen nur wenige, überwiegend nicht zahlungskräftige Kunden gegenüber. Dezentrale Lösungen stellen hier eine wesentlich kostengünstigere Option dar. So geht z.B. eine Studie von Sustainable Energy for All davon aus, dass die Elektrifizierung mittels dezentraler Lösungen basierend auf Photovoltaik rund 50x weniger Kosten verursacht. Aus diesen Gründen hat die Regierung speziell für Mini- und Microgrids basierend auf erneuerbaren Energien Mitte 2016 ein Gesetz erlassen und auch auf Länderebene, wie zum Beispiel in Uttar Pradesh, wurden im Anschluss verschiedene Gesetze verabschiedet, die dezentrale Systeme in die Elektrifizierungspläne der Regierung integrieren sollen. Die Regierung hat daraufhin verkündet, dass insgesamt 10.000 Dörfer in naher Zukunft durch Mini- und Microgrid Systeme Zugang zu Elektrizität bekommen sollen. Gepaart mit dem in Indien durchaus vorhandenen Know-How für dezentraler Energieversorgung, zeichnet das ein sehr positives Bild für Unternehmen wie MGP und Boond.

 

Besuch der Microgrid-Projekte  

 

Nachdem ich im Büro der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Neu-Delhi so viel über den Sektor mitbekommen hatte, war ich umso gespannter unsere Projekte zu Besuchen. Für den ersten Besuch ging es nach Lucknow, der Hauptstadt des nordindischen Bundesstaats Uttar Pradesh. Die Hauptniederlassung von MGP liegt in der Stadt, weitere 19 kleinere Niederlassungen unterhält das Unternehmen auf dem Land nord- und nordöstlich von Lucknow, unter anderem im Landkreis Sitapur. Dieser gilt landesweit als einer der Landkreise, indem am wenigsten Menschen Zugang zu Elektrizität haben (vgl. Karte).

 

Landkreise in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar haben die geringsten Elektrifizierungsraten: Mikrogrid-Technologie kann helfen.
Landkreise in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar haben die geringsten Elektrifizierungsraten.

Insgesamt haben wir in Sitapur zusammen mit Nikhil und weiteren Gesellschaftern von MGP drei Projektstandorte besucht. Besonders interessant war, dass MGP uns nicht nur fertige Microgrids gezeigt hat, sondern alle wichtigen Prozesse im Geschäftsbetrieb von MGP vorgeführt hat. Das sind die Standort-/Kundenakquise, der Aufbau des Microgrids und der Betrieb/die Zahlungsabwicklung.

 

Standortakquise

 

Die Standortakquise für ein Microgrid wird von Mitarbeitern durchgeführt, die selber aus der anvisierten Gegend stammen. Sie kennen sich in den zahlreichen Dörfern aus, die zwischen wenigen hundert Metern und einigen Kilometern abseits der Hauptstraße liegen. Zwischen den einzelnen Dörfern, die meistens nur aus wenigen Häusern bestehen, liegen oft nur einige hundert Meter. Verbunden sind sie durch Schotterwege, die – wenn überhaupt – nur mit Motorrädern oder Geländewagen befahrbar sind. Unterstützt wird die Standortakquise zudem mit Google Earth.

 

Der Erste Kontakt zum Dorf wird durch diese Mitarbeiter hergestellt. Nachdem sie mit den Einwohnern ins Gespräch gekommen sind, wird MGP, das Produkt und der dazugehörende After-Sales-Service vorgestellt. Um die Bewohner zu überzeugen, verwendet MGP hauptsächlich drei Argumente: Einsparungen in Form von Geld und Zeit, Sicherheit und Gesundheit und eine zuverlässige Stromversorgung.

 

Im Gespräch mit Nikhil hat sich rausgestellt, dass es hauptsächlich darum geht, den potentiellen Kunden klarzumachen, dass MGP ein qualitativ hochwertiges Produkt/Service anbietet. Der Bedarf ist da und elektronische Geräte wie Handys werden bereits genutzt, jedoch ist das Misstrauen in mehr oder weniger Fremde, die in ein Dorf kommen und ihr Produkt anbieten wollen, sehr groß. Was mich persönlich zuerst überrascht hat: Den Menschen ist vollkommen egal, ob der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt oder nicht. Aber klar, die Menschen wollen überhaupt erstmal Strom haben. Das ich diesbezüglich zuerst überrascht gewesen bin, war mir im Nachhinein schon fast peinlich. Umso mehr Sinn macht ein solcher Projektbesuch!

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Handys sind auch in den abgelegensten Ortschaften vorhanden.

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Mitarbeiter von MGP im Gespräch mit der Lokalen Bevölkerung, um sie über die Vorteile des Microgrid aufzuklären
Die Mitarbeiter von MGP im Gespräch mit der Lokalen Bevölkerung.

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Um den Menschen die Einsparungen, die sie mit dem Gebrauch der Microgrids erreichen können, deutlich zu machen, führen die Mitarbeiter von MGP eine kurze Umfrage durch. Diese beinhaltet Fragen wie: Wie viel Kerosin verbrauchen Sie in einer Woche/einem Monat? Wie viel zahlen Sie für einen Liter Kerosin? Haben Ihre Kinder genügend Licht zum Lesen? Wie oft laden Sie Ihr Telefon in der Woche?

 

Das Mikrogrid ersetzt Kerosinlampen
Eine Kerosinlampe wie man sie in jedem nicht elektrifizierten Haushalt findet.

Auf Grundlage der gesammelten Informationen werden mit den potentiellen Kunden einfache Rechnungen durchgeführt. Eine Solche Rechnung stellt sich meist wie folgt dar:

 

Jedem Dorfbewohner steht ein Liter vom Staat subventioniertes Kerosin im Monat zu. Dieser kostet ca. 19-20 indische Rupien (INR), was in etwa 25 ct. € entspricht. Jedoch verbraucht ein Haushalt durchschnittlich 4 Liter Kerosin im Monat, um damit zu beleuchten und ggf. zu kochen. Nicht subventioniertes Kerosin kostet zwischen 35 und 45 INR (45-58 ct.). Dementsprechend hat ein Haushalt alleine für Kerosin Ausgaben i.H.v. 124 bis 155 INR (1,61 – 2,01 €). Hinzu kommen Ausgaben zum Aufladen ggf. vorhandener Mobiltelefone. Für den von MGP bereitgestellten Strom zahlen die Kunden eine einmalige Anschlussgebühr i.H.v. 100 INR und eine wöchentliche Gebühr zwischen 30 und 50 INR, abhängig davon, wie viele Haushalte an das Microgrid angeschlossen werden und ob man sich für die Option mit 2 oder 3 LED Leuchten entscheidet. Je nach „Strom-Abo“ und Kerosinverbrauch können die Kunden so bereits über das Kerosin Geld einsparen. Zusätzlich sparen sich die Kunden Zeit und Kosten für die Anfahrt, die sie für den Einkauf des Kerosins sowie zum Aufladen der Mobiltelefone aufbringen müssen. Nicht selten ist der nächste Laden, indem Kerosin gekauft werden kann und/oder Handys aufgeladen werden können, einen langen Fußmarsch entfernt.

 

Das zweite wichtige Argument sind die gesundheitsgefährdenden Effekte die vom Gebrauch des Kerosins ausgehen. Das kann man gut an der schwarzen Verfärbung der Hauswand oberhalb der Kerosinlampe sehen (vgl. Bild). Was ebenfalls die Emissionen verdeutlicht, denen die Leute ausgesetzt sind, ist das Bild der Küche (vgl. Bild). Die obere Hälfte der Küche ist auf Grund der vom Herd und Kerosinlampen ausgehenden Emissionen quasi schwarz. Hauptursache hierfür ist zwar das Kochen mit einem „Chullah“, der traditionellen Kochstelle die mit Biomasse wie Holz oder Kuhdung befeuert wird, die Kerosinlampen tragen aber auch einen nicht unerheblichen Teil dazu bei. Aus diesem Grund sind es auch Frauen, die die Einführung von LED Lampen am meisten begrüßen, denn sie verbringen von den Familienmitgliedern die meiste Zeit in der Küche. Das ist auch aus Gesprächen, die wir mit der lokalen Bevölkerung geführt haben, deutlich hervorgegangen. Neben den Emissionen bringen Kerosinlampen eine erhebliche Brandgefahr mit sich. Das hatte ich vor dem Projektbesuch eher als Nebenargument betrachtet, während des Besuchs hat sich das aber als ernstzunehmende Gefahr rausgestellt, denn die Anzahl der Kinder, die zwischen Kerosinlampen und Kochstelle spielen und raufen, ist schier unglaublich.

 

Der Ruß an den Wänden zeigt, welchen gesundheitsgefährdenden Stoffen die lokale Bevölkerung – und insbesondere Frauen – ausgesetzt sind.

 

Abschließend ist eine zuverlässige Stromversorgung das eigentliche Hauptargument. Das ist mit Abstand das wichtigste für die Menschen vor Ort und macht gleichzeitig eine dezentrale Stromversorgung auch dann interessant, wenn bereits ein Anschluss ans öffentliche Netz besteht. Denn letzteres ist besonders in den ländlichen Regionen unzuverlässig (selbst im GIZ Büro in Neu-Delhi fällt täglich zum Teil mehrfach der Strom aus). Tatsächlich konnte man von den Dörfern die Stromleitung bereits sehen. Das in Zukunft Microgrid und öffentliches Netz parallel verwendet werden, ist deshalb nicht unwahrscheinlich. Sowohl MGP, als auch Boond sehen dies aus besagtem Grund aber nicht als Bedrohung für ihr Geschäftsmodell.

 

Aufbau

 

Das erstaunlichste am Aufbau des Systems war, dass er innerhalb einer Stunde zu 70 % abgeschlossen war. Nachdem das Gestell auf dem Dach war, wurde lediglich das Panel befestigt und ausgereicht sowie das sehr einfache Fundament gegossen. Die Verkabelung, die zuerst dafür verwendet wurde die Baustoffe aufs Dach zu heben, wurde unter Zuhilfenahme der bereits vorhandenen (natürlichen) Infrastruktur vorgenommen. Da der Anschluss von Haushalten nur in einem Radius von weniger als 100 m geschieht, werden keine Strommasten eigens für das System aufgestellt. Der Batterieschrank wird im Haus, auf dem auch die Solarmodule errichtet werden, platziert. Bei dem hier zu sehenden System handelt es sich übrigens um ein halbes Microgrid. Das Dorf war so klein, dass lediglich eines der üblichen zwei 120Wp Panele zum Einsatz kommt. Dementsprechend werden an dieses Microgrid auch nur 8-15 Kunden angeschlossen, anstelle der üblichen 16-30.

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Die Einzelteile des Microgrid kommen via Bambusleiter aufs Dach.
Die Einzelteile des Microgrid kommen via Bambusleiter aufs Dach.

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Bevor die Kabel für das Microgrid verlegt werden, dienen sie als Ersatz für ein Seil.
Bevor die Kabel für das Microgrid verlegt werden, dienen sie als Ersatz für ein Seil.

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Das Solarmodul für das Microgrid wird am Gestell angebracht, ausgerichtet und mit einem einfachen Fundament am Hausdach befestigt.
Das Solarmodul für das Microgrid wird am Gestell angebracht, ausgerichtet und mit einem einfachen Fundament am Hausdach befestigt.

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Der Batterieschrank wird in dem Haus aufgestellt, auf dem auch die Solaranlage für das Microgrid montiert wird.
Der Batterieschrank wird in dem Haus aufgestellt, auf dem auch die Solaranlage für das Microgrid montiert wird.

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Betrieb/Zahlungsabwicklung 

 

Während der letzten Station unseres Besuches konnten wir miterleben, wie die Bezahlung von statten geht. Obwohl in Indien digitale Zahlungskanäle wie Online-Banking und Apps sehr weit verbreitet sind – übrigens ein Feld in dem Indien auch Deutschland weit voraus ist –, verfügen die Menschen vor Ort nicht immer über ein Smartphone für eine Onlinebezahlung. Das Geld wird deshalb wöchentliche bei den Dörfern eingesammelt. Dazu machen sich täglich früh morgens mehrere Mitarbeiter von den verschiedenen Niederlassungen auf den Weg zu den einzelnen Microgrids. Jeder Mitarbeiter schafft am Tag zwischen 4 und 7 Dörfern. Im Zuge der weiteren Digitalisierung der Zahlungsströme in Indien, die durch eine Reduktion der Bargeldmenge Ende 2016 stark beschleunigt wurde, plant MGP ebenfalls die Zahlungen in Zukunft zu digitalisieren. Darüber hinaus werden auch Versuche mit einem Pay-As-You-Go Zahlungsmodell, als Alternative zum derzeit verwendeten pauschalen wöchentlich anfallenden Betrag, durchgeführt.

 

Das Microgrid wird während Wartungen regelmäßig gereinigt
Wenn die Solarmodule nicht regelmäßig gereinigt werden, führt Staub und Smog, der sich auf ihnen ablagert, zu extremen Effizienzverlusten.

Die wöchentlichen Besuche werden neben der Bezahlung auch zur Wartung der Systeme verwendet. Besonders wichtig ist die Reinigung der Solarmodule, da Smog und Staub zu Verschmutzung und Effizienzverlusten führen. Dass dies ein sehr wichtiger Punkt ist, sieht man an den von der Regierung in fast jedem Dorf aufgestellten LED-Straßenlaternen, die mit kleinen Solarpanelen betriebene werden. Die Solarmodule der Laternen sind so verschmutzt, dass man sie kaum noch als solche erkennen kann. Zusätzlich betreibt MGP ein Service-Center, über welches Kunden Beschwerden einreichen können. Der After-Sales-Service ist in diesem Bereich das aller wichtigste. Zum einen, um nicht funktionierende Systeme unverzüglich wieder ans Laufen zu bringen aber auch um eventuell anfallende Fragen zur Verwendung der Systeme zu beantworten. Denn der Kunde ist nur so lange bereit zu zahlen, wie er das Produkt auch verwenden kann. Zu Zahlungsausfällen kommt es MGP und auch Boond zufolge nur dann, wenn das Produkt nicht genutzt wird und die Vorteile die es mit sich bringt, erfahren werden können. Im seltenen Fall von Zahlungsausfällen gibt es zwei Möglichkeiten für MGP: Das Trennen einzelner Haushalte vom Microgrid und in besonders schlimmen Fällen der unverzügliche Abbau des gesamten Systems. Letzteres ist MGP zufolge erst zwei oder drei Mal nötig gewesen und geschieht noch schneller als der Aufbau des Systems. Zu Ausfällen auf Grund von technischem Versagen kommt es MGP zufolge so gut wie nie, da das System sehr einfach aufgebaut ist und überdurchschnittlich häufige Wartungen vorgenommen werden.

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Alle Kunden eines Microgrid kommen zusammen, um die Zahlung beim MGP Mitarbeiter vorzunehmen
Alle Kunden eines Microgrid kommen zusammen, um die Zahlung beim MGP Mitarbeiter vorzunehmen.

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Die Einzelnen Zahlungen werden im MGP-Booklet eines jeden Kunden des Microgrid festgehalten.
Die Einzelnen Zahlungen werden im MGP-Booklet eines jeden Kunden festgehalten.

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Jeder Kunde eines Microgrid besitzt ein MGP-Booklet indem alle Zahlungen notiert werden
Jeder Kunde eines Microgrid besitzt ein MGP-Booklet indem alle Zahlungen notiert werden.

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Fazit zum Projektbesuch

 

Mein genereller Eindruck von MGP und den besuchten Microgrid Anlagen war sehr gut. Die Crux am Geschäftsmodell ist die Überbrückung der „Last-Mile“, daher den Kontakt zu den besonders abgelegenen, bisher nicht elektrifizierten Ortschaften herzustellen und dauerhaft durch einen effizienten After-Sales-Service zu halten. In meinen Augen hat MGP diesbezüglich einen guten Job gemacht und arbeitet weiterhin an der Entwicklung seines Geschäftsmodells, wie z.B. durch das Testen neuer Bezahlungsmodelle (Pay-As-You-Go). Meine zwei Hauptbedenken, die ich vor den Projektbesuchen hatte, dass ein Microgrid mit der Ausdehnung des öffentlichen Netzes obsolet wird sowie die Befürchtung einer mangelnden Zahlungsbereitschaft von Kunden, die generell nur sehr wenig Geld zur Verfügung haben, wurden im Zuge des Projektbesuches wiederlegt. Laut MGP, Boond sowie auch der lokalen Bevölkerung können die Microgrids und das öffentliche Netz durchaus parallel laufen. Und zu Zahlungsausfällen kommt es nur dann, wenn den Kunden das Produkt und der damit in Zusammenhang stehende Nutzen nicht adäquat erklärt wird und kein vernünftiges Servicesystem implementiert wird, was dafür sorgt, dass das Produkt zuverlässig läuft und genutzt werden kann.

 

Glückliche Microgrid-Kunden!
Glückliche Kunden!

 

Umso ärgerlicher ist es, dass Unternehmen wie MGP, die ein ausgeklügeltes und bereits laufenden Geschäftsmodell verfolgen, das nötige Kapital fehlt, um wachsen zu können. Das wäre nicht nur im Interesse der Regierung, die möglichst schnell allen Menschen im Lande eine sichere Stromversorgung bieten möchte, sondern auch im Interesse der Menschen, die vom zuverlässigen Zugang zu Elektrizität profitieren, genauso wie im Interesse von MGP, die mit diesem Geschäftsmodell ihr Geld verdienen und letztendlich auch in unser aller Interesse, da CO2 eingespart wird und somit der Klimawandel ein klein wenig entschleunigt wird. An dieser Stelle kann Crowdfunding ansetzen und eine Alternative zu Banken bieten, denen bis Dato die Expertise im Bereich der dezentralen erneuerbaren Energien fehlt. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der GIZ in Nigeria und Indien.

 

Damit erstmal genug zum ersten Projektbesuch in Indien. Der zweite Bericht über den Besuch der Microgrids von Boond Engineering, wird zeitnah folgen. Beide Unternehmen haben ein sehr unterschiedliches System entwickelt, deren Vergleich super interessant ist! Ihr dürft also gespannt bleiben…

 

Viele Grüße aus Neu-Delhi

Fynn