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Frauen in der Erneuerbaren Energien Branche in Afrika – Hürden und Chancen

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Sehr geehrte Investoren,

auf unserer Plattform bettervest.com stellen wir Ihnen als Investitionsmöglichkeit nachhaltige Projekte mit dem Fokus auf erneuerbare Energien vor. Durch Ihre Unterstützung leisten diese Projekte einen wertvollen Impact für die Umwelt sowie die Menschen vor Ort und verfolgen damit aktiv die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN.

Viele unserer Projekte in Afrika, wo der Bedarf an innovativen Energielösungen besonders hoch ist, unterstützen das Nachhaltigkeitsziel der Geschlechtergleichheit (UN Ziel 5: Gender Equality).

Im Rahmen unserer Reihe zu Sachthemen rund um das Thema nachhaltige Finanzierung setzen wir in diesem Newsletter deshalb den Fokus auf Unternehmerinnen in der Erneuerbaren Energien Branche in Afrika.

Für unseren Newsletter haben wir drei unserer Projektinhaberinnen mit Unternehmen oder Unterhnehmenszweigen in Afrika interviewt. Die Erläuterungen der drei Unternehmerinnen stellen natürlich nur einen Ausschnitt von Meinungen dar und sollen nicht generalisieren. Wir glauben jedoch, dass ihre Schilderungen eine interessante Perspektive auf die Rolle von Frauen als Unternehmerinnen in der Erneuerbaren Energien Branche in Afrika werfen.

Unsere Interviewpartnerinnen

Zunächst möchten wir Ihnen die drei Interviewpartnerinnen vorstellen:

Neha Juneja ist Mitgründerin und Geschäftsführerin des 2011 gegründeten Unternehmens Greenway Grameen Infra Pvt Ltd, welches in Indien Produkte für saubere Kochlösungen entwickelt, herstellt und verkauft. Sie verfügt über einen Bachelor als Wirtschaftsingenieurin und einen MBA und erhielt für ihre Arbeit und ihr Unternehmen bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem als Business Today’s Most Powerful Women in Business 2017 und als Woman Entrepreneur of the Year 2019 der Clean Cooking Alliance. Auf bettervest.com sucht sie aktuell Unterstützer*innen für Ihr Projekt „Nachhaltige Kochherde für Sambia“, durch das die Herstellung und der Vertrieb des Kochherdes Jumbo Stove an ländliche Bevölkerungsschichten in Sambia finanziert werden soll.

Die nächste Interviewpartnerin ist Liliane Ndabaneze, die das sambische Unternehmen WidEnergy Limited 2016 gemeinsam mit Agnes Imasiku sowie BiziSol, einem in Schweden ansässigen sozialen gemeinnützigen Unternehmen, gegründet hat und dieses als Geschäftsführerin leitet. Liliane machte ihren Bachelor in Economics und ist Mitglied der Solar Industry Association of Zambia. Auch WidEnergy (Abkürzung für „Women’s Initiative for Delivering Clean Energy to Africa“) möchte der Bevölkerung in Sambia und insbesondere Frauen Zugang zu sauberer Energie bieten und finanziert aktuell das Projekt „Solar-Home-Systeme für netzferne Haushalte in Sambia“ auf bettervest.com.

Rocío Pérez Ochoa gründete 2015 gemeinsam mit David Disch das kenianische Unternehmen Bidhaa Sasa Limited mit Sitz in Nairobi, was auf Swahili so viel wie „Produkte jetzt“ bedeutet. Sie hat einen Masterabschluss in Energietechnik des Imperial College London sowie einen PhD in Teilchenphysik. Frau Pérez Ochoa hat Arbeitserfahrung im Bereich Finanzmärkte, Green Businesses und Klimawandel-Politik. Sie setzt sich unternehmerisch für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung Kenias ein und hat über bettervest.com bereits die zwei Projekte „Klimafreundliche Kochherde und sauberer Strom für Familien in Kenia Teil 1 und Teil 2“ finanziert, durch die saubere Kochlösungen sowie Solarprodukte für Menschen in Kenia erworben wurden.

Was waren die Beweggründe für die Gründung eines eigenen Unternehmens im Bereich der Erneuerbaren Energien in Afrika?

Alle drei Frauen vereint, dass Ihre Hauptmotivation bei der Gründung ihres Unternehmens die Sinnhaftigkeit sowie der soziale und nachhaltige Impact der Geschäftstätigkeit war.

Liliane Ndabaneze erzählt, dass sie 2012 einen Job in Washington D.C. aufgab, um ihrem Mann nach Sambia zu folgen. Trotz der Ungewissheit über ihre berufliche Zukunft vor Ort, wusste sie, dass ihre nächste Tätigkeit bedeutungsvoll sein und nachhaltige Auswirkungen auf die Gesellschaft haben sollte. Schnell erkannte sie, dass der Bevölkerung in Sambia Zugang zu verlässlicher Energie fehlt und nutze die Gelegenheit, um diese Lücke mit einem sinnvollen Geschäftsmodell zu schließen.

Ähnlich ging es Neha Juneja und ihrem Mitgründer, die feststellten, dass fast niemand Produkte für saubere Kochlösungen anbietet, obwohl über 3 Milliarden Menschen keinen Zugang dazu haben. Die Erkenntnis, dass vorwiegend Frauen und insbesondere Frauen aus ärmeren Schichten von den negativen Auswirkungen betroffen sind, veranlasste Neha Juneja zum Handeln: „Der Mangel an sauberem Kochen ist ein sehr großes Problem, von dem weltweit über 3 Milliarden Menschen betroffen sind, was es auch zu einer großen Marktchance macht. Es kam uns einfach sehr merkwürdig vor, dass wir zwar einerseits über Technologien verfügen, die uns auf den Mars bringen, andererseits aber dieses Problem nicht lösen können. Und einer der Hauptgründe dafür, dass wir die Lösung dieses Problems über Jahrzehnte hinweg weitgehend ignoriert haben, ist, dass es Frauen betrifft und noch mehr Frauen mit niedrigem Einkommen – das „unsichtbare Verbrauchersegment“. Mit der Gründung Greenways will Frau Juneja diese soziale Ungerechtigkeit bekämpfen und zeigen, dass ein Business auch erfolgreich sein kann, wenn es Impact und Profit vereint.

In gleicher Weise verspürte Rocío Pérez Ochoa einen Drang nach sozialer Gerechtigkeit und den Willen, die Welt zu verändern. Ein wichtiges soziales Problem, das es zu lösen gilt, war für sie die Verbesserung der Lebensqualität von Frauen in ländlichen Gegenden in Kenia und so entstand die Idee für Bidhaa Sasa.

Welche Probleme erfahren Frauen, die ein Unternehmen im Sektor Energie gründen oder leiten?

Aus den Schilderungen der drei Projektinhaberinnen geht hervor, dass Frauen als Unternehmerinnen mit vielzähligen Hindernissen konfrontiert sind, die auf den Fakt, dass sie Frauen sind, zurückzuführen sind. Dabei spielen Vorurteile wie auch kulturelle Vorstellungen eine wichtige Rolle. Neha Juneja berichtet, dass sie oft für die Assistenz des Geschäftsführers gehalten wird und obwohl sie einen Abschluss als Wirtschaftsingenieurin hat, werden ihr bestimmte Aufgaben nicht zugetraut.

Ebenso erfahren die drei Unternehmerinnen Hürden, wenn es um das Thema Finanzierung geht. Liliane Ndabaneze beschreibt, dass viele Institutionen, insbesondere kleinere, lokale, Vorurteile gegenüber Frauen haben, die in der Branche tätig sind und Darlehen lieber an Männer in der gleichen Position vergeben würden.

Ein weiterer Punkt, den alle drei nennen, ist das Privatleben. Zum einen empfinden Liliane Ndabaneze und Rocío Pérez Ochoa, dass Frauen mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen müssen: Sie sind Unternehmerinnen, Mutter und Ehefrau und haben deshalb mehr Verantwortung und Druck. Zum anderen werden Frauen Geschäftsmöglichkeiten verwehrt, weil angenommen wird, dass sie sich weniger beherzt als Männer ihrer Arbeit widmen, da sie durch Kinder und Familie weniger Zeit für Arbeit haben, so Neha Juneja.

Darüber hinaus werden viele Deals und Entscheidungen durch private Netzwerke ermöglicht, die oft nur Männern zugänglich sind. Liliane Ndabaneze nennt diese auch „the old boys club“: „Unternehmerin zu sein, verhindert Ihnen den Zugang zu diesem „old boys club“, in dem Geschäfte gemacht und nach einem guten Deal die Hände geschüttelt werden… es gibt kein Gegenstück dazu bei Unternehmerinnen“. Für Liliane Ndabaneze ist dies keine Bürde, sondern eine Motivation, um härter zu arbeiten und mehr zu erreichen, um Erwartungen zu widerlegen. Darüber hinaus kann dies als Inspiration für andere dienen. Frauen müssen aus diesem Grund andere Wege finden, um Geschäftsideen zu realisieren, auch wenn es Frauen laut Rocío Pérez Ochoa nicht immer leicht fällt so selbstbewusst und mutig ihren eigenen Vorteil zu verfolgen wie Männer.

Was machen weibliche Unternehmerinnen anders als ihre männlichen Kollegen?

Bei dieser Frage gehen die Meinungen etwas auseinander, denn Rocío Pérez Ochoa meint, dass das individuelle Verhalten nicht vom Geschlecht einer Person, sondern von ihrer Art abhängt. Auch Neha Juneja ist dieser Meinung, betont aber, dass sie bewusster die Hindernisse wahrnimmt, mit denen ihre Kolleginnen, weibliche Partner oder Kundinnen konfrontiert sind. Im selben Zug plädiert sie für die Vorzüge einer diversen Belegschaft, die mehr Empathie für ihre Kunden und Teammitglieder mit sich bringt und sich positiv auf das Business auswirkt: „Ich denke, wir sind ziemlich gleich, mit der einzigen Ausnahme, dass ich mir der Barrieren, mit denen unsere Teammitglieder, Gemeindepartner und Verbraucher konfrontiert sind, besonders bewusst bin. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, eine vielfältige Belegschaft zu haben.  Es macht eine Organisation emphatischer In Bezug auf ihre Kunden und ihre Mitarbeiter – das ist einfach ein besseres Geschäft“. Liliane Ndabaneze sieht ihre Weiblichkeit als Vorteil, wenn es um Intuition oder emotionale Intelligenz geht und macht sie sich zunutze, um das Wachstum ihres Unternehmens in die richtige Richtung zu lenken. Rocío Pérez Ochoa sieht den Vorteil von Frauen in ihrem sozialen Netzwerk und dass sie sich verstärkt für das Gemeinwohl einsetzen.

Werden Frauen vor Ort auch durch die Unternehmen selbst unterstützt?

Neha Juneja, die mit Greenway umweltfreundliche Kochherde produziert und vertreibt, unterstützt mit ihrem Business aktiv Frauen, die die Mehrheit ihrer Kunden darstellt. Zusätzlich werden über 70% ihrer Verkäufe von weiblichen Verkäuferinnen getätigt und sie geht explizit auf die Bedürfnisse ihrer weiblichen Mitarbeiterinnen ein, indem Gender Diversity und inklusive Sprache im Unternehmen gefördert wird. Auch bei WidEnergy stehen Frauen im Mittelpunkt der Firmenmission und sollen zu Botschafterinnen für saubere Energie werden. Ebenso geht Bidhaa Sasa auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen ein und unterstützt wo es nötig ist. Frau Pérez Ochoa erzählt, dass einige Frauen damit konfrontiert sind, dass ihre Familien es nicht gutheißen, wenn sie außerhalb des Hauses arbeiten: „In meinem Unternehmen sind wir sehr geschlechtsspezifisch ausgerichtet, und wir sind uns bewusst, dass einige weibliche Mitarbeiter mehr Unterstützung brauchen als ihre männlichen Kollegen, z.B. kann es sein, dass die außerhäusliche Arbeit zu Hause nicht unterstützt wird, und das ist für uns in Ordnung, wir helfen den individuellen Bedürfnissen gerne“. Des Weiteren denkt Rocío Pérez Ochoa aktuell darüber nach ein Mentoring-Programm für junge Frauen in ihrem Unternehmen und auch außerhalb zu starten.

Gibt es auch externe Unterstützung für Frauen in der Branche?

Bei dieser Frage sind sich die drei Frauen einig, dass noch einiges in diesem Bereich getan werden muss, um Frauen ausreichend zu unterstützen und zu fördern. Rocío Pérez Ochoa und Nehja Juneja bestätigen, dass die Programme, die vorhanden sind, mehrheitlich das Bild vermitteln, dass Frauen besondere Förderung benötigen, weil ihnen bestimmte Fähigkeiten oder Wissen fehlt. Dies empfinden sie als ungerechtfertigt und voreingenommen: „Nur für Frauen? es gibt nicht viel Unterstützung da draußen, von der ich weiß. Die Unterstützung, die ich gesehen habe, bezieht sich eher auf die Verbesserung von Fähigkeiten, was ich als irritierend empfinde, weil es impliziert, dass wir weniger gut vorbereitet und ausgebildet sind als unsere männlichen Kollegen, was absolut nicht so ist“. Frau Juneja sieht jedoch auch positive Entwicklungen, denn immer mehr Finanzierungsanbieter legen mittlerweile Wert darauf, dass die Unternehmen, die unterstützt werden, Diversität leben. Eine Entwicklung, die sich hoffentlich auch in weiteren Ländern fortsetzen wird, damit Frauen die gleichen Möglichkeiten wie Männer erhalten und sich mehr Frauen ihren Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllen können.

Hier finden Sie weitere Details zu den vier Projekten der drei Unternehmerinnen: