Kenia ist ein Land voller Dynamik, kultureller Vielfalt und wirtschaftlichem Potenzial – doch es steht zugleich vor der Herausforderung, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern und Chancengleichheit im Wirtschaftswachstum zu sichern.
Mit über 55 Millionen Menschen, von denen rund 70% in ländlichen Gebieten leben, ist Kenia eine junge und aufstrebende Nation. Die Wirtschaft des Landes wird von den Sektoren Landwirtschaft, Technologie und Dienstleistungen getragen. Im Jahr 2023 verzeichnete Kenia ein Wirtschaftswachstum von 5,6%. Trotz Fortschritten im Bereich der finanziellen Inklusion bleiben große Teile der Bevölkerung vom finanziellen System ausgeschlossen, was insbesondere Kleinunternehmen den Zugang zu Kapital erschwert und soziale Ungleichheiten verstärkt.⁽²⁾
Hauptstadt | Nairobi |
Fläche | 580.370 km² |
Bevölkerung (2022) | 55,1 Mio |
Landessprachen | Englisch, Swahili |
BIP (2024) | 120,9 Mrd. USD |
BIP pro Kopf (2024) | 2,31 Tausend USD |
Informationsquelle: IMF-WEO
Wirtschaftswachstum
Kenia verzeichnet seit den 2010er Jahren ein robustes Wirtschaftswachstum, angetrieben durch die Sektoren Landwirtschaft, Dienstleistungen und Industrie. Das Land hat sich als bedeutender Exporteur von Tee, Kaffee und Schnittblumen etabliert und profitiert von Investitionen in Infrastrukturprojekte, insbesondere durch die „Vision 2030“-Entwicklungsstrategie. Trotz dieser Fortschritte wird das Wachstum durch Herausforderungen wie hoher Arbeitslosigkeit, sozialer Ungleichheit, Klimakrisen und Korruption gebremst. Laut der Weltbank betrug das reale BIP-Wachstum 2024 4,7 %, während der Internationale Währungsfonds für 2024 ein reales BIP-Wachstum von 5,0 % prognostiziert. ⁽¹⁾ ⁽²⁾
Landwirtschaft als bedeutender Teil der Kultur
In Kenia ist die Landwirtschaft tief in der Kultur und Lebensweise der Bevölkerung verwurzelt. Der Großteil der ländlichen Bevölkerung betreibt Subsistenzwirtschaft, wobei kleine Familienbetriebe ihre Produktion überwiegend auf Selbstversorgung auslegen. Diese kleinen Farmen werden oft über Generationen hinweg geführt und basieren auf traditionellen Anbaumethoden sowie Gemeinschaftsarbeit. Etwa 75% der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Kenias entfallen auf solche Kleinbetriebe. Sie sind somit nicht nur wichtig für die wirtschaftliche Stabilität, sondern tragen entscheidend zur nationalen Ernährungssicherheit bei. Darüber hinaus prägen Kleinbetriebe das soziale Leben in den ländlichen Regionen maßgeblich. Die landwirtschaftliche Kultur ist tief mit den Werten von Gemeinschaft, Tradition und gegenseitiger Unterstützung verbunden.⁽²⁾ ⁽³⁾
Mikrofinanzkredite als Motor für wirtschaftliche Entwicklung
Trotz ihres Beitrags zur landwirtschaftlichen Produktion und Ernährungssicherheit fehlt vielen dieser Familienbetriebe der Zugang zu Kapital und moderner Technologie – aufgrund struktureller Ungleichheiten im Finanzsystem. ⁽³⁾
Der Zugang zu klassischen Bankkrediten scheitert häufig an fehlenden Sicherheiten und Einkommen. Zudem gelten Kleinkredite als unrentabel, da der Aufwand den Ertrag übersteigt. In der Folge sind oft die einzige Alternative private Geldverleiher, die jedoch häufig Wucherzinsen verlangen und Schuldenfallen verursachen. Weltweit sind es laut Schätzungen über drei Milliarden Menschen, die bislang keinen Zugang zu grundlegenden Finanzdiensten haben – und damit kaum Chancen, der Armut dauerhaft zu entkommen. ⁽⁵⁾
Mikrofinanz bietet hier eine wirkungsvolle Alternative: Faire, transparente und zugängliche Finanzdienstleistungen für Menschen, die bisher vom Finanzsystem ausgeschlossen waren.⁽⁵⁾ Ein bedeutender Teil der Mikrofinanz sind Mikrokredite.
Was genau sind Mikrofinanzkredite?
Bei Mikrokrediten handelt es sich um kleine („Micro“) Kreditbeträge, die für eine relativ kurze Periode, von meist 6 bis 12 Monaten, von Mikrofinanzinstituten (MFIs) ausgestellt werden. Da mit Mikrokrediten höhere Kosten und notwendige Beratungen einhergehen, fallen in der Regel Zinssätze über 20% an, welche allerdings deutlich geringer sind als die Zinsen privater Geldverleiher.
Anstelle klassischer Sicherheiten basiert die Vergabe der Mikrokredite häufig auf dem sozialen Rückhalt der Kreditnehmenden. In diesem Zusammenhang spricht man von einer „moralischen Bürgschaft“: Die Gemeinschaft übernimmt keine rechtliche Haftung, steht aber symbolisch und sozial für die Rückzahlung ein ⁽⁶⁾. Dieser soziale Zusammenhalt erzeugt einen gewissen Gruppendruck welcher als Vertrauens- und Verantwortungsmechanismus dient. Denn wer einen Kredit nicht zurückzahlt, gefährdet auch die Chance anderer Gruppenmitglieder, künftig Mikrokredite zu erhalten. ⁽⁶⁾ ⁽⁷⁾
Dieses Modell der Gemeinschaftsbürgschaft ist in vielen Schwellenländern bewährte Praxis und trägt maßgeblich dazu bei, die Rückzahlungsraten hoch zu halten.
Da eine große Zahl an Kleinstkrediten gleichzeitig vergeben wird, lassen sich außerdem die Risiken breit streuen. Auf diese Weise gelingt es Mikrofinanzinstituten, die Kreditausfallrate auch bei höheren Einzelrisiken vergleichsweise gering zu halten.⁽⁶⁾
Viele Mikrofinanzinitiativen richten sich außerdem gezielt an Frauen – nicht nur, weil sie oft zuverlässig zurückzahlen, sondern weil sie Kredite gezielt in das Wohl ihrer Familien investieren. Heute sind weltweit rund 75 % aller Mikrokreditnehmenden Frauen – ein klarer Beleg für das Potenzial von Mikrokrediten zur Stärkung wirtschaftlicher Eigenständigkeit von Frauen. ⁽⁹⁾
Crowdfunding als neue Finanzierungsquelle für Mikrokredite
Damit Mikrofinanzinstitute weiterhin Kredite an einkommensschwache Bevölkerungsgruppen vergeben können, sind sie auf zuverlässige Kapitalquellen angewiesen. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt dabei Crowdfunding: Über digitale Plattformen wie bettervest können Menschen weltweit mit kleinen Beträgen direkt in Mikrofinanzprojekte investieren.
Ein Beispiel dafür ist die kenianische Mikrofinanzinitiative Fortune Credit, die sich insbesondere auf die Vergabe von Mikrokrediten an Frauen und Kleinunternehmer:innen in Kenia spezialisiert hat. Als unser neustes Projekt im Bereich Mikrofinanzierung können Sie bereits mit kleinen Beträgen dazu beitragen, finanzielle Inklusion in Kenia zu fördern und Teil einer wirkungsvollen Veränderung zu werden.
Mit dem Darlehen möchte Fortune Credit die Vergabe und den Vertrieb von Mirkrofinanzkrediten für die Anschaffung von umweltfreundlichen Technologien finanzieren. Zu den Technologien zählen z.B. E-Bikes, Solar-Home-Systeme, Biogasanlagen und effiziente Kochherde für den Privathaushalt und kleine Unternehmen. Außerdem soll das Darlehen für das Marketing von Mikrofinanzkrediten genutzt werden, für das Personal sowie für Rechtsdienstleistungen. Hinzu kommen Managementunterstützungsfunktionen wie Kosten für Weiterbildung, IT, Rechnungs-prüfung, Buchhaltung und Kommunikation sowie die Miete über 5 Jahre von weiteren Flächen im bereits angemieteten Bürogebäude.
Beispielprojekt: E-Bikes für eine grüne und gerechte Zukunft
Im Rahmen ihres aktuellen bettervest-Projekts finanziert Fortune Credit unter anderem die Anschaffung von 2.000 E-Bikes des Anbieters eWAKA – mit dem Ziel, umweltfreundliche Mobilität in Kenia voranzubringen und gleichzeitig neue Arbeitsplätze zu schaffen.
- Klimaschutz: Jedes E-Bike spart bei täglicher Nutzung rund 2,92 Tonnen CO₂ pro Jahr ein. Bei geplanter Stückzahl ergibt sich eine jährliche CO₂-Reduktion von rund 2920 Tonnen – vergleichbar mit dem Wegfall Tausender benzinbetriebener Fahrzeuge.
- Sozialer Impact: Jedes E-Bike schafft im Schnitt drei neue Arbeitsplätze – etwa in Montage, Vertrieb, Wartung, Logistik oder Verleih. Das Projekt hat somit das Potenzial, rund 6.000 neue Jobs zu schaffen.
- Gesundheit & Mobilität: Die E-Bikes fördern körperliche Aktivität, entlasten den städtischen Verkehr und ermöglichen auch älteren oder körperlich eingeschränkten Menschen eine einfache und kostengünstige Fortbewegung.
Am Beispiel dieses Projekts wird deutlich, wie Mikrokredite – finanziert durch Crowdfunding – nicht nur Armut bekämpfen, sondern zugleich ökologische und gesellschaftliche Transformation vorantreiben können.