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Ruanda das Singapur von Afrika?

Ruanda: das Singapur von Afrika?

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Mit dem Start unseres ersten Projekts in Ruanda haben wir uns diese kleine zentralafrikanische Nation mal genauer angeschaut. Denn das Land der tausend Hügel ist mehr als nur Urwald und Berggorillas, es ist facettenreich und steckt voller Potenzial. Für alle neugierigen Investoren oder zufälligen Leser haben wir diesen Überblick erstellt.  

 

Ruanda auf einen Blick

Knapp unterhalb des Äquators, zwischen Uganda und Burundi, liegt Ruanda. Im Westen grenzt es an den Kongo und im Osten an Tansania. Mit 26.000 Quadratkilometern und 11 Millionen Einwohnern ist dieses Binnenland etwa so groß wie einer seiner ehemaligen Kolonisatoren Belgien (der andere war übrigens Deutschland).

 

Location Rwanda AU Africa by Wikimedia Commons
Location Rwanda AU Africa by Wikimedia Commons

 

Rwanda by FreeVectorMaps.com
Rwanda by FreeVectorMaps.com

 

 

 

Dunkle Geschichte, glänzende Zukunft

Viele Leser werden sich daran erinnern, dass das Land in den frühen 1990er Jahren einen der blutigsten ethnischen Zusammenstöße der Geschichte erlebte, der zu Völkermord und globalem Entsetzen führte. Trotz dieses dunklen Kapitels hat Ruanda seine Vergangenheit hinter sich gelassen und seitdem unglaubliche Fortschritte gemacht.

Es ist sogar eines der wenigen Entwicklungsländer das fast alle UN Sustainable Development Goals (SDGs) erreicht hat. Zwischen 2005 und 2015 wurde die extreme Armut um 50 % reduziert, die Alphabetisierungsrate liegt bei 85 %, außerdem haben 90 % der Bevölkerung Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Elektrifizierungsrate hat sich in den letzten 7 Jahren verdreifacht. Dennoch leben immer noch 40 % der Bevölkerung in Armut.

 

Ruandas Wirtschaft

Ruanda hat das SDG-Ziel von 7 % Wirtschaftswachstum pro Jahr (Ziel 8) erreicht, eines der wenigen Entwicklungsländer, das laut Weltbank dazu in der Lage ist. Außerdem genießt das Land relative politische Stabilität. Dennoch bleibt es mit einem BIP von 819 USD pro Kopf eines der ärmsten Länder der Welt. Folglich gibt es noch viel Raum für Verbesserung.

 

Der Weg zur Selbstversorgung

Die ruandische Regierung ist ehrgeizig und hat es sich zum Ziel gesetzt, langfristig zweistellige Wachstumsraten zu erzielen. Um das Wachstum anzukurbeln, hat die Regierung in die Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie in die Modernisierung des Agrar- und Industriesektors investiert. Während die öffentliche Finanzierung äußerst wichtig ist, soll der Privatsektor zukünftig eine zentrale Rolle spielen, damit das Land unabhängig von Entwicklungshilfe gut auf eigenen Beinen stehen kann.

Die Bemühungen, das Land für private Investitionen attraktiv zu machen und die Wirtschaft zu fördern, sind offensichtlich. Im Doing Business Report der Weltbank liegt Ruanda auf Platz 40 von 160. Die Analyse deutet auf fruchtbare Rahmenbedingungen für Unternehmen hin. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern südlich der Sahara verfügt Ruanda beispielsweise über ein funktionsfähiges und umfassendes Grundbuch, welches den Besitz erfasst und die Besitzverhältnisse sichert.

Während Präsident Paul Kagame nicht ganz unumstritten ist (er hat die Presse fest im Griff und regiert eher autoritär), hat er der Korruption ein Ende gesetzt. Ruanda rangiert sogar beim Corruption Perception Index (CPI) höher als OECD-Länder wie Griechenland, Italien und Ungarn.

 

Das Singapur von Afrika?

Neben einer business-freundlichen Politik hat die Präsidentschaft von Kagame viele zukunftsorientierte Initiativen eingeführt, um der nachhaltigen Entwicklung auf die Sprünge zu helfen und die Wirtschaft eigenständig und zukunftsfähig zu machen. Ein nationales Programm für das Recycling von Elektroschrott, der Einrichtung von FabLab, einem Innovationszentrum zur Unterstützung ruandischer Unternehmer und der Installation von mehr als 5000 km Glasfaserkabel in der Hauptstadt Kigali sorgen dafür, dass sich Ruanda zu einem technologischen Zentrum entwickelt. Tatsächlich werden die Fahrpreise für öffentliche Busse in Kigali mit einer Prepaid-Karte bezahlt (man denke an die Londoner „Oyster“-Karte oder den EZ-Link in Singapur). Das System hinter dem Tap & Go System wurde von der in Ruanda gegründeten AC-Gruppe entwickelt und implementiert.

Angesichts solcher Initiativen überrascht es nicht, dass der Dienstleistungssektor der dominierende Sektor Ruandas ist, der 50% der Wirtschaft ausmacht (einschließlich Finanzdienstleistungen, Informationstechnologie, Versicherungen und Tourismus). Dies ist nicht nur ein kluger Schachzug für ein Binnenland mit begrenzten natürlichen Ressourcen, sondern auch ein Beweis für Kagames Fähigkeit, seine Vision für Ruanda zu verwirklichen: sein Land in eine dienstleistungsorientierte, wissensbasierte Wirtschaft mit mittlerem Einkommen zu verwandeln. Es wurden sogar schon Parallelen zu Singapur und Silicon-Valley gezogen… Wenn Ruanda auf diesem Weg bleibt, könnte das Land durchaus in der Lage sein, bald als das afrikanische Singapur oder Silicon-Valley zu gelten.

 

Viel Luft nach oben

Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt noch viel zu tun. Die (nach wie vor) unzureichend ausgebaute Infrastruktur und der fehlende Zugang zu Elektrizität, insbesondere in ländlichen Gebieten, behindern die Entwicklung. Nach Angaben der Weltbank sind rund 3,9 Millionen Menschen nicht an die Verkehrsinfrastruktur angeschlossen, mehr als die Hälfte der ländlichen Bevölkerung ist betroffen. Und während die städtische Elektrifizierung bei 72% liegt, haben nur 12% der ländlichen Bevölkerung Ruandas Zugang zu Energie.

Bodendegradation, Bodenerosion und Entwaldung sind weitere Probleme des Landes. Die Regierung erkennt diese Herausforderungen jedoch an und hat entscheidende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt ergriffen. Neben der Durchführung von Aufforstungsprogrammen und dem Schutz der Biodiversität, steht auch die Entwicklung des Sektors der erneuerbaren Energien im Vordergrund – denn bereits 60 % der aktuellen Energieversorgung wird aus Wasserkraft gewonnen. Damit möchte Ruanda die Abhängigkeit zu Dieselimporten verringern und geht einen entscheidenden Schritt Richtung erneuerbare Energien.

Wen das aktuelle Projekt in Ruanda zur nachhaltigen Stromversorgung interessiert, kann sich auf der Projektseite detaillierter informieren.