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Schafft Beschäftigung mit Energieeffizienz mehr Beschäftigung?

Unser Beiratsmitglied Andreas Kühl berichtet von der DGB-Tagung zum Thema Energieeffizienz.

 

DGB-Tagung Energieeffizienz, Foto: Andreas Kühl
DGB-Tagung Energieeffizienz, Foto: Andreas Kühl

 

Nach der Wärme muss auch  das Thema Energieefizienz aus dem Schatten der bislang vom Strom dominierten Energiewende heraus treten und an Bedeutung gewinnen. In diesem Bereich ist man schließlich noch hinter den Zielen der Bundesregierung und der EU. Wie das Thema Energieeffizienz voran gebracht werden kann welche Beschäftigungs–Chancen sich daraus ergeben war das Thema der DGB-Tagung “Energieeffizienz schafft Beschäftigung” am 29.01. in Berlin.

Energieeffizienz verschafft uns Zeit in vielen Bereichen, so in der Stromdebatte, beim Ziel die 100% Erneuerbare Energien zu erreichen und vor allem beim Klimaschutz. Alleine das Wirtschaftswachstum, dass durch das Erreichen der Energieeffizienz-Ziele der Bundesregierung von 2010, würde 0,5% betragen, wie Dietmar Hexel vom Bundesvorstand des DGB in seiner Begrüßung betont. Dennoch gibt es keine Einigkeit in der Effizienzpolitik. Auch wenn die Energiekosten derzeit das Maß der Dinge zu sein scheinen, spielt die günstigste Energie, die wir nicht brauchen, doch nur eine Nebenrolle.

 

Chancen und Potentiale der Energieeffizienz

 

Peter Hennicke auf der DGB Tagung, Foto: Andreas Kühl
Peter Hennicke auf der DGB Tagung, Foto: Andreas Kühl

 

Die hoch motivierende Keynote des Tages durfte Peter Hennicke halten und den Teilnehmern aus allen Bereichen des Energiemarktes die Chancen und Potentiale der Energieeffizienz aufzeigen. Effizienz gehört, in Verbindung mit Suffizienz, um auch Einsparungen zu erzielen, zur Energiewende wie die Erneuerbaren Energien. Denn, so führte er aus, könnte eine globale Effizienzrevolution die Hälfte der globalen Klima- und Ressourcenprobleme lösen.

Seine Zahlen zu den Potentialen der Energieeffizienz waren sehr beeindruckend. So könnte die Effizienz des Energieverbrauchs, rein technisch betrachtet, um 50% gesteigert werden und bis zum Jahr 2030 könnte die Industrie 65 Mrd. Euro an Energiekosten einsparen,  bei lediglich Investitionen von 9 Mrd. Euro. Weiter können pro Petajoule eingesparter Energie können 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die oft erwähnten Rebound-Effekte sind für ihn kein Argument gegen Effizienz, sondern für eine intelligentere Effizienzpolitik! Das war das schönste und motivierendste Zitat. Mich konnte der Rebound-Effekt bist jetzt auch nicht abhalten, mich weiter für Energieeffizienz einzusetzen.

Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie

Peter Hennicke schloss mit einem Ausblick auf das Hauptthema der Tagung, die Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie, sie kann zu einem Paradigmenwechsel in der Effizienzpolitik führen. Es ist allerdings noch offen, ob es Energiesparverpflichtungen geben wird und vor allem wie die Effizienz-Maßnahmen finanziert werden sollen.

In diesen Punkten waren sich auch die weiteren Redner nicht einig. So erläuterte Herr Jost, als Vertreter von Stephan Kohler für die dena den Stand der EU-Energieeffizienzrichtlinie in Deutschland. Es ist ja bekannt, dass die dena staatliche Vorschriften und Zwang, also das Ordnungsrecht ablehnt, eigene Vorschläge für eine marktnahe Umsetzung konnten jedoch wieder nicht präsentiert werden.

Bis zum 05.06.2014 hat die Bundesrepublik Deutschland noch Zeit die Richtlinie (2012/27/EU) in nationales Recht umzusetzen und zu zeigen, wie die Ziele erreicht werden sollen.

Ab diesem Jahr müssen jährlich 3% der öffentlichen Gebäude energetisch saniert werden, um die Vorbildwirkung des Staates zu nutzen (Artikel 5). Des weiteren müssen nach Artikel 7 der EU-Energieeffizienzrichtlinie von diesem Jahr an bis zum Jahr 2020 jährlich 1,5% des jährlichen Energieabsatzes der Energielieferanten eingespart werden. Dazu muss jeder EU-Mitgliedsstaat ein Energieeffizienzverpflichtungssystem einführen, wobei auch alternative Maßnahmen zugelassen sind, die die Endverbraucher zum Energiesparen bewegen. (Quelle der Vorgaben)

Die wichtigste Grundsatzentscheidung dabei wird sein, ob es Verpflichtungen geben wird, strategische Maßnahmen des Staates oder eine Kombination von beidem. Wichtig ist, dass das jährliche Einsparziel erreicht wird.

Energieeffizienzgesetz aus einem Guss

Am weitesten ausgearbeitet ist die Strategie der DENEFF, der Verband der Unternehmen, die an Energieeffizienz, aus unterschiedlichen Gründen, interessiert sind. Sie fordert eine langfristige und integrierte Energieeffizienzstrategie mit verbindlichen Effizienzzielen bis 2030 und 2050, die in einem eigenen Effizienzgesetz verankert sind.

Um die Einspar-Ziele der Richtlinie zu erreichen müssten die Fördermittel vervierfacht werden. Mit öffentlichen Mitteln alleine wird man nur schwer diese Fördermittel zusammen bekommen. Der Markt wird es auch nicht von alleine richten können, daher forderte Christian Noll, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deneff, einen intelligenten dritten Weg mit dem Aktionsplan Energieeffizienz zu beschreiten.

Das Konzept der DENEFF sieht ein Marktorientiertes Energieeffizienz-Anreizsystem (MEAS) vor. Die Lücke, die von bestehenden Instrumenten zum Ziel der Einsparung in der EU-Richtlinie fehlt, wird durch Effizienzprogramme verschiedener Anbieter gedeckt. Diese werden in Ausschreibungen ermittelt, es gewinnt derjenige, der am günstigsten kWh einsparen kann, bzw. entsprechende Programme umsetzt. Zur Finanzierung wird eine konstante Umlage auf den Strompreis von 0,1 cent/kWh erhoben, der sogenannte Effizienz-Zehntelcent.

Als Vorbild dieses Ansatzes dienen zahlreiche andere Länder, wie auch einige US-Bundesstaaten, die auf diese Weise ihre Einsparziele erreichen. Immerhin gibt es in 20 US-Bundesstaaten Verpflichtungen zur Energieeinsparung, konnte Peter Hennicke ergänzen.

Große Frage der Finanzierung von Energieeffizienz

Damit komme ich zur wohl schwierigsten Frage, denn die Finanzierung von Energieeffizienz-Maßnahmen scheint das größte Hindernis zu sein. Hier liegt der Hebel um das große Potential in der Energieeffizienz zu nutzen. Die Diskussion auf der Tagung drehte sich entsprechend lange darum, ob steuerliche Mitteln ausreichen oder ob eine neue Umlage dafür notwendig ist.

Beides hat seine Probleme, wie die Erfahrung der letzten Jahre zeigt. In der energetischen Gebäudesanierung kann die Förderung mit den Programmen der KfW-Förderbank viel Erfolge vorweisen. Bei jedem Fördereuro wurden weitere 10 bis 12 Euro aus privaten Mitteln investiert. Doch die Abhängigkeit vom Bundeshaushalt hat in der Vergangenheit häufig zu Unsicherheiten über die Fortführung der Förderung geführt und damit zu Hemmnissen bei Investitionen.

Eine neue Umlage auf den Strompreis wird bei der Entwicklung der Strompreise nicht gerade auf Begeisterung der Verbraucher treffen, auch wenn es nur ein kleiner und konstanter Betrag ist. Da wäre ich skeptisch.

Gibt es noch andere Möglichkeiten zur Finanzierung von Energieeffizienz-Maßnahmen, angesichts großer Zurückhaltung von Banken, trotz hervorragender Rendite-Aussichten? Es gibt immerhin viel privates Kapital, das gute Anlagemöglichkeiten sucht.

Kurz angesprochen auf der Tagung wurden private Fonds zur Finanzierung von Energieeffizienz, wie der B.A.U.M. Zukunftsfonds, den ich bereits vor knapp zwei Jahren vorgestellt hatte. Können diese Fonds zur Erreichung des Energieeffizienz-Zieles beitragen? Und ist Crowdfunding, was gar nicht erst angesprochen wurde, eine weitere Alternative? Die Tagung konnte diese Frage nicht abschliessend beantworten, ich werde mich mal weiter damit befassen.

 

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Über 

Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.